In Köln beginnt die weltweit größte Computerspielmesse Gamescom. Forschungsministerin Bär stellt Entwicklern Fördermittel in Millionenhöhe in Aussicht. Reicht das, um den Spielestandort Deutschland nach vorn zu bringen?

Pistole und Messer am Gürtel, Pfeil und Bogen in der Hand: Die neue Mitbewohnerin im Büro von Dorothee Bär ist Computerspielfans seit den 1990er-Jahren wohlbekannt. Nun steht Lara Croft als lebensgroße Actionfigur im Bundesforschungs- und -technikministerium und posiert mit der CSU-Ministerin in einem Video auf deren Instagram-Kanal.

Und warum? "Weil ich die als Dauer-Leihgabe gerade vom Game-Verband bekommen habe", verrät Bär sichtlich stolz. 

"Ballerspiel"-Party im Bundestag

Ein Zeichen der Wertschätzung für die neue "Games-Ministerin". Bär gilt in der Branche als echter Glücksfall, die sich mit der Materie bestens auskennt und auch mal Mut beweist.

Wie bei einer umstrittenen Aktion im Bundestag im Jahr 2011, erinnert sich Petra Fröhlich, Chefredakteurin des Magazins "Gameswirtschaft": "Unter der Reichstagskuppel hat sie damals eine Counterstrike-LAN-Party organisiert mit anderen Abgeordneten. Sie kennt die Herausforderungen der Branche, die Strukturen." Dass Bär als neue Ministerin für Forschung und Technik nun auch für das Thema Games zuständig ist, sei eine ziemlich gute Nachricht.

Games-Förderung soll deutlich steigen

Auch finanziell: Entwickler von Computer- und Videospielen sind in der Regel auf Fördergeld vom Staat angewiesen. Das floss in Deutschland aber zuletzt sehr unregelmäßig, die zweistelligen Millionenbeträge waren schnell ausgeschöpft. Ab 2026 verspricht Dorothee Bär nun pro Jahr 125 Millionen Euro für die Spieleförderung im Bundeshaushalt - deutlich mehr als bisher.

Für Felix Falk, Geschäftsführer des Bundesverbands der deutschen Games-Branche, ist das ein Lichtblick: "Ohne diese Förderung haben Games-Unternehmen einfach 30 Prozent Kostennachteil im Vergleich zu Kanada, Frankreich, England, Irland, Australien und vielen anderen Ländern."

Auch wenn sich die Branche zusätzlich steuerliche Vergünstigungen für Entwicklerstudios wünscht, dürften Bärs Förderpläne auf der Gamescom gut ankommen. Einen Haken aber hat die Sache noch, weiß auch Bär: "Natürlich muss das Ganze noch durch den Deutschen Bundestag. Ich bin da aber sehr zuversichtlich." Fast jede Kollegin und jeder Kollege habe schon verstanden, wie wichtig die Games-Branche als Innovations- und Wachstumsfaktor sei.

Profitieren am Ende doch nur die Großen?

Bisher ist die deutsche Games-Branche mit rund 12.000 Jobs überschaubar. Und auch der Umsatz mit Spielen und Konsolen ging im vergangenen Jahr um sechs Prozent zurück, auf rund 9,4 Milliarden Euro.

Hier sieht Branchenexpertin Petra Fröhlich ein generelles Problem: "Es entsteht sehr, sehr wenig Wertschöpfung im eigenen Land. Die Hauptprofiteure sind die großen Digitalkonzerne: Microsoft, Sony, Apple, Google. Weil die von jedem verkauften Spiel auf ihren Plattformen und App-Stores 30 Prozent vereinnahmen."

Fließen die deutschen Games-Millionen also letztlich ins Ausland? Diese Gefahr besteht durchaus, meint Tim Junge von den "Pixelgrünen", einer Organisation von Gamern aus dem Umfeld der Partei. An Investitionen führt für ihn trotzdem kein Weg vorbei: "Wenn man die großen Ansiedlungen hier haben möchte, heißt das eben auch: gute Konditionen für die Arbeit zu liefern. Und was das angeht, erwarten wir von Frau Bär, dass sie sich auch vor anderen Problemen nicht wegduckt. Etwa, dass viele Bundesländer immer noch keine gute Games-Förderung haben."

Die Erwartungen an die neue "Games-Ministerin" sind also hoch - ein Schicksal, das sie sich mit Actionheldin Lara Croft teilt. Genau wie ihr Büro.

Computerspielemesse "Gamescom" in Köln beginnt

Jan Koch, WDR, tagesschau, 20.08.2025 12:00 Uhr

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