Die Agrarminister beraten aktuell über die Zukunft der Landwirtschaft. Im Mittelpunkt steht dabei die Verteilung von Fördermitteln. Die EU plant eine Reform, Landwirte befürchten Kürzungen.

In Heidelberg sind die Agrarminister zusammengekommen, um über die Zukunft der Landwirtschaft zu beraten. Vor allem soll es darum gehen, wie Fördermittel für die Landwirte künftig sinnvoll verteilt werden können. Lebensmittelerzeugung soll sich weiter lohnen, ohne dabei Umwelt und Klima zu schaden.

Ein Balanceakt zwischen Ökonomie und Ökologie, um den Landwirt Peter Treiber täglich ringt. In Fellbach bei Stuttgart betreibt er auf 50 Hektar Fläche Ackerbau und Hühnerzucht.

Schreibtisch statt Straße

Treiber fühlt sich in letzter Zeit immer häufiger im falschen Beruf gefangen. Statt auf dem Trecker sitzt er oft stundenlang im Büro, um die zahlreichen EU-Vorgaben zu erfüllen. Jedes Detail muss er in unterschiedlichen Programmen mehrfach nachweisen, um am Ende Fördergelder zu bekommen, klagt er.

Jüngstes Beispiel: Bei der Angabe seiner Flächen hat er sich um 63 Quadratmeter vertan. Für die Förderung mache das einen Unterschied von nicht einmal zwei Euro, sagt er, trotzdem muss er die Bagatelle mühsam am Computer korrigieren.

Dennoch: Der große Unmut habe sich nach den Bauernprotesten der vergangenen Jahre etwas gelegt, erzählt der 30-Jährige. Gründe auf die Straße zu gehen hätten Landwirte seiner Ansicht nach noch immer genug. Mit dem Regierungswechsel seien aber erste positive Erleichterungen gekommen. Die Rückkehr zur Agrardieselsubvention zum Beispiel.

Kritik an der Verteilung von Fördermitteln

Auch Agrarexpertin Regina Birner von der Universität Hohenheim sieht das Pendel unter der aktuellen Regierung wieder zugunsten der Landwirte umschlagen - weg von Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen. Subventionen für die Landwirtschaft hält Birner grundsätzlich für gerechtfertigt. Ohne Unterstützung könnten sie, auch vor dem Hintergrund des Klimawandels, nicht wirtschaftlich produzieren.

Was sie als Wissenschaftlerin aber seit Jahren kritisiere, das seien Förderungen nach dem Gießkannenprinzip. "Je größer der Betrieb, umso mehr profitiert ein Landwirt. Das ist natürlich keine so sinnvolle Maßnahme", sagt Birner. Statt nach Größe der Fläche, findet sie, sollten Landwirte vielmehr gezielt für Umwelt-, Klima- und Tierschutzmaßnahmen subventioniert werden.

EU plant Umstrukturierung der Förderung

Genau diese Umverteilung und Vereinheitlichung der Fördermittel sollen die Reformen der EU-Agrarpolitik ab 2028 bringen: Statt über Direktzahlungen an die Betriebe zu fließen, ist geplant, Gelder stärker an Umwelt- und Klimaschutz zu koppeln. Gleichzeitig soll die Verteilung flexibler national umgesetzt werden und Antragsformulare und Prüfungen vereinfacht werden.

Der Deutsche Bauernverband fürchtet, dass sich hinter den Reformplänen Kürzungen der Fördergelder verbergen. Ein solcher Schritt, sagte Verbandspräsident Joachim Rukwied, "würde die notwendige Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln massiv gefährden".

Die Subventionen und das Tierwohl

Ohne Subventionen hätte Landwirt Peter Treiber beispielsweise seinen Hühnerstall nicht tierwohlgerecht umbauen können, sagt er. Für mehr Tierwohl, findet der Landwirt, müsse man aber auch den laufenden Betrieb mit Fördermitteln unterstützen. Der mache nämlich deutlich mehr Arbeit als bei konventioneller Haltung.

Aktuell, sagt Treiber, kann er seinen Hof noch gut über Direktvermarktung über Wasser halten. Durch die Nähe zu Stuttgart kommt viel Kundschaft in den Hofladen, die bereit ist, für seine Produkte einen fairen Preis zu zahlen. Damit er seinen Betrieb in die Zukunft führen kann, erhofft er sich von der Agrarministerkonferenz ein klares Bekenntnis zu Bürokratieabbau und zuverlässiger Förderung.

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