Es klingt dramatisch, was das RambaZamba-Theater in dem offenen Brief schreibt: „Was auf dem Spiel steht, ist nicht nur eine einzelne Spielzeit, sondern das Fortbestehen eines einzigartigen, inklusiven Theatermodells, das in der deutschen Kulturlandschaft eine herausragende Rolle spielt.“ Im RambaZamba stehen behinderte Menschen auf der Bühne – und das seit mehr als 30 Jahren. Viele von ihnen sind kleine Stars, spielen auch in Film und Fernsehen. Und jetzt steht das einzigartige Theater vor dem Aus? Und mit ihm ein Vorbildmodell im Umgang mit Behinderung? Was ist passiert?

Das Problem sind die stark steigenden Kosten eines künstlerischen Betriebs, die schleichend das Budget auffressen, so dass selbst bei höherer Förderung oder höheren Einnahmen am Ende viel weniger bleibt. Das trifft inzwischen viele Kultureinrichtungen, ob Theater, Kinos oder Museen. „Die massiven Kostensteigerungen der letzten Jahre haben ein strukturelles Defizit entstehen lassen“, schreibt Intendant Jacob Höhne.

Inzwischen sei das vorhandene Fördervolumen „vollständig durch laufende Fixkosten gebunden“ – für neue Inszenierungen stehe „kein künstlerisches Budget“ mehr zur Verfügung. Ein Theater, das keine neuen Inszenierungen herausbringen kann, ist einfach kein Theater mehr. Das heißt auch: Noch weniger Einnahmen, aber gleiche Kosten.

Das RambaZamba hat kein riesiges Budget. Und wie in anderen Häusern auch, werden davon sowieso nur um die zehn Prozent für neue Inszenierungen veranschlagt, der Rest sind fixe Betriebskosten. Spielraum ist da wenig. Es sind gerade außergewöhnliche und kleine Projekte, die sich mühsam und mit viel Herzblut über Jahre und Jahrzehnte institutionalisiert haben, die in der aktuellen Wirtschafts- und Haushaltslage unter die Räder kommen. Ein weiteres Beispiel in Berlin ist das Gefängnistheater AufBruch, das trotz ähnlich dramatischer Briefe noch immer vor einer unsicheren Zukunft steht.

Längst kein Geheimtipp mehr

„Nun steht das RambaZamba-Theater an einem kritischen Wendepunkt“, schreibt Höhne. Sein mit Down-Syndrom geborener Bruder Moritz ist im Ensemble, die Mutter Gisela Höhne hat das Theater Anfang der 90er-Jahre gegründet, das seine feste Spielstätte in der Kulturbrauerei im Prenzlauer Berg hat, aber seit vergangener Spielzeit – wie in Gründungszeiten – wieder mit dem Deutschen Theater kooperiert. Gefördert wird das unter anderem durch Geld von der Bundeskulturstiftung, doch Projektförderungen reichen laut Höhne nicht aus. Nur institutionelle Förderung bringt Planungssicherheit.

Dass das RambaZamba längst kein Geheimtipp mehr ist, liegt an den Inszenierungen, die man in den vergangenen Jahren mit den insgesamt knapp 35 Spielern realisieren konnte. Immer wieder kommen berühmte Schauspieler als Gäste und renommierte Regisseure wie Leander Haußmann oder Milan Peschel an das Haus. Das Ergebnis kann sich sehen lassen – von modernen Klassikern wie „Pension Schöller“, „Lulu“ oder „Ein Sportstück“ über Adaptionen wie „Einer flog über das Kuckucksnest“ oder „Sein oder Nichtsein“ bis Stückentwicklungen wie „Läuft!“ (absolut genial!) oder „Superwomen“.

„Unter den aktuellen Bedingungen können wir solche Zusagen nicht mehr leisten“, so Höhne. „Bestehende Vorhaben müssen verschoben oder abgesagt werden.“ Das ist für das Publikum eine katastrophale Nachricht, mehr noch aber für das Ensemble. Denn so fantastisch die RambaZamba-Spieler sind, können sie trotzdem nicht einfach an ein Theater gehen, das nicht inklusiv arbeitet und auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung eingeht. Für sie, die einen moralischen wie rechtlichen Anspruch auf Teilhabe haben, gibt es schlicht keine Alternative zu dem, was das RambaZamba ist.

Damit das RambaZamba-Theater erhalten wird und es seine Arbeit fortsetzen kann, braucht es eine bessere Förderung. Das sehen auch viele Prominente aus Kunst und Kultur so, die ihren Namen unter das Schreiben des Theaters gesetzt haben. Darunter finden sich die Regisseure Frank Castorf, Tom Tykwer und Leander Haußmann, die Schauspieler Lars Eidinger, Sophie Rois, Ulrich Matthes, Corinna Harfouch und Matthias Schweighöfer, der Musiker Bela B und nicht zuletzt die ehemalige Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Die Berliner Kulturpolitik ist jetzt aufgefordert, zu handeln.

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