Die AfD und die großen Tech-Giganten, dazu eine in Teilen „skrupellose“ deutsche Medienlandschaft: Jan Böhmermann rechnete in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ mit der deutschen Politik und Öffentlichkeit ab.
Unter anderem forderte der Fernsehsatiriker eine „harte Regulierung“ der sozialen Medien. „Man muss diese Plattformen zwingend regulieren und als das behandeln, was sie sind: Medienkonzerne, Verlage, die gewerbsmäßig Inhalte verbreiten.“ Bis es so weit sei, sollten wenigstens Politiker, Abgeordnete und Minister, Behörden, alle staatlich finanzierten Institutionen „dort umgehend raus! Warum hängen Staatssekretäre und Bürgermeisterinnen auf Twitter herum? Warum sind Abgeordnete auf TikTok?“
Böhmermann kritisierte auch auf die Rolle der AfD in den sozialen Medien: „Wenn Sie sich nun ansehen, wer sich einer Regulierung der Tech-Giganten widersetzt, dann ist da immer die AfD an erster Stelle.“ Die Rechtsextremen wüssten genau, was sie „an X, am großen Deutschland-Investor Google und Co. haben“.
Der ZDF-Moderator plädierte erneut entschieden für ein Verbot und ein Verbotsverfahren gegen die Partei – unabhängig von dessen Erfolgsaussichten: „Wir sind doch keine Weicheier! Wir sollten das dringend erforderliche Verbotsverfahren nicht nur unter dem Angsthasen-Blickwinkel betrachten: Klappt das oder nicht? Wir sollten den Rücken durchdrücken und sagen: Wir, die wehrhaften, mutigen Demokraten, werden das natürlich schaffen.“ Zudem er für diese Position durchaus einen Konsens sehe, erklärte der 44-Jährige weiter: „Uns mag jeweils dies und das trennen: Aber gemeinsam wollen wir keine Nazis im Parlament! Das ist das Entscheidende!“
Böhmermann will auswandern, verrät aber nicht, wohin
Des Weiteren deutete der „ZDF Magazin Royale“-Präsentator an, dass er bei einem Wahlerfolg der Alternative für Deutschland auch bereit für persönliche Konsequenzen sei, weil er, so Böhmermann weiter, ein Bedrohungsszenario für seine Person sehe. „Meine Kolleginnen, Kollegen und ich, also wir öffentliche Menschen, wir laufen voran mit unseren Visagen – und wir bekommen es dann auch ab“, erklärte der gebürtige Bremer. „Keine Klage. Aber daher beschäftige ich mich mit Ihrer Frage, natürlich.“
Wohin er auswandern würde, wollte der Familienvater nicht verraten: „Sage ich nicht, ich will ja nicht gefunden werden.“ Er stellte auch gleich klar, dass seine Überlegungen nicht als Witz gemeint seien: „Klingt wie ein Witz. Ist keiner!“
Böhmermann, der lange auf X (früher Twitter) aktiv war und sich in dem Interview als „radikalen Demokraten“ bezeichnet, holte im Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“ auch zu einer umfassenden Medienkritik aus. „Was in dem braunen Loch passiert, wird von einigen Medien dann skrupel- oder kenntnislos ungeprüft weiterverbreitet, diese Berichterstattung wird dann wiederum von etablierteren Medien aufgegriffen und erneut zurückgespielt. Eine Todesspirale.“
Er selbst habe im vergangenen Jahr ein „halbes Dutzend“ presserechtliche Verfahren gewonnen, weil, so Böhmermann „einige Zeitungen und Medien einfach eins zu eins den Empörungsstand von Twitter übernehmen“. Dies sei, so der Buchautor („Twitter-Tagebuch, 2009-2020“) dann aber wenig mehr als nur eine „Journalismus-Simulation“.
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