Erstmals ist bei einer Auktion für einen Windpark in der Nordsee kein einziges Gebot abgegeben worden. Es ist nicht der erste Dämpfer für den Ausbau der Windenergie auf See.
Der Ausbau der Windenergie auf See hat nach Darstellung des Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) einen Dämpfer erhalten. Bei einer Auktion für neue Windparks in der Nordsee sei erstmals kein einziges Gebot eingegangen, teilte der Stromlobbyverband unter Berufung auf die Bundesnetzagentur mit.
Es habe sich für zwei Flächen mit einer Gesamtleistung von 2.500 Megawatt kein Investor gefunden. "Das erstmalige Ausbleiben von Geboten zeigt, dass die Risiken für Offshore-Windpark-Entwickler in den letzten Jahren erheblich zugenommen haben", betonte Kerstin Andreae vom BDEW.
Zahlreiche Probleme belasten
Ein zentrales Problem der nun gescheiterten Ausschreibung war laut dem Verband die geringere Wirtschaftlichkeit der Flächen. Wegen der geplanten hohen Bebauungsdichte würden sich die Windräder gegenseitig verschatten, was die sogenannten Volllaststunden und damit die Erträge deutlich senkt. Die Branche fordert daher eine grundlegende Reform des Windenergie-auf-See-Gesetzes noch in diesem Jahr.
Auch die geologischen Bedingungen könnten wohl ein Grund für die ausgebliebenen Gebote sein. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche sagte, das ausgeschriebene Gebiet sei aufgrund seiner geologischen Bedingungen mit höheren Risiken behaftet. Dies führe zu entsprechenden Aufschlägen bei den Bietern, so die CDU-Politikerin.
Zudem seien Kundinenn und Kunden bei Stromabnahmeverträgen in Zeiten von Negativpreisen nicht mehr bereit, diese zu erfüllen, was den gesamten Finanzierungsplan eines Projektes infrage stellen. Der BDEW fordert deshalb, das Fördermodell auf zweiseitige Differenzverträge (Contracts for Difference) umzustellen. Dabei wird ein fester Strompreis zwischen dem Staat und dem Anlagenbetreiber vereinbart. Liegt der tatsächliche Marktpreis darunter, gleicht der Staat die Differenz aus. Steigt der Marktpreis jedoch über den vereinbarten Preis, muss der Betreiber die Mehrerlöse an den Staat abführen.
Bereits enttäuschende Auktion im Juni
In Deutschland sind derzeit nach Angaben des Bundesverbandes Windenergie 1639 Offshore-Windanlagen mit einer Gesamtleistung von 9,2 Gigawatt am Netz. Branchenverbände hatten bereits im Vorfeld vor wachsenden Risiken für den weiteren Ausbau gewarnt und auf Probleme bei der vorangegangenen Auktion im Juni hingewiesen. Diese war für lediglich 180 Millionen Euro bezuschlagt worden, deutlich weniger als in früheren Runden.
"Das erstmalige Ausbleiben von Geboten in einer Offshore-Wind-Ausschreibungsrunde sowie das bereits stark gesunkene Interesse an der Juni-Ausschreibung 2025 zeigen, dass die Risiken für Offshore-Windpark-Entwickler in den letzten Jahren erheblich zugenommen haben", so Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.
Die Bundeswirtschaftsministerium betont außerdem: "Es wäre sicherlich gut, wenn die Bundesnetzagentur einen Blick über den Kanal wirft und gegebenenfalls die Ausschreibungsbedingungen anpasst", sagte Reiche mit Verweis auf Großbritannien, wo in einem ähnlichen Fall das Verfahren nachgeschärft worden sei.
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