In Europa werden in diesem Jahr wohl deutlich weniger neue Windenergieanlagen errichtet als zunächst angenommen. Der Verband WindEurope kritisiert die zuständigen Regierungen - nur in Deutschland laufe es gut.

Die Neuinstallationen von Windkraftanlagen in Europa bleiben für das laufende Jahr hinter den Erwartungen zurück. Das teilte der Verband WindEurope mit. Europaweit wurde im ersten Halbjahr eine Windkraftleistung in Höhe von 6,8 Gigawatt eingerichtet. Innerhalb der 27 EU-Staaten lag der Wert bei 5,3 Gigawatt. "Das ist weniger als erwartet und bei weitem nicht genug, um die Energiesicherheits- und Klimaziele der EU für 2030 zu erreichen", sagte WindEurope.

Der Verband war für das gesamte Jahr 2025 davon ausgegangen, dass sich die Leistung neuer Windräder in Europa auf 22,5 Gigawatt belaufe. Nun senkte er seine Prognose auf 19 Gigawatt. Für die EU rechnete er mit 17 Gigawatt und senkte die Erwartung auf 14,5 Gigawatt. "Weniger Windkraft ist eine schlechte Nachricht für Europas Wettbewerbsfähigkeit. Die europäische Industrie braucht billigen Strom, um mit China und den USA konkurrieren zu können", hieß es.

Deutschland führt das Ranking an

In Deutschland allerdings sind in den ersten sechs Monaten des Jahres so viele Windkraftanlagen gebaut worden wie sonst nirgendwo in Europa. Wie aus den Daten von WindEurope hervorgeht, liegt Deutschland auf Platz 1 - mit neu errichteten Windrädern an Land und auf See mit einer Gesamtleistung von rund 2,2 Gigawatt. Das machte 42 Prozent der gesamten neu errichteten Windkraftleistung in der EU aus.

"Mit Ausnahme Deutschlands unternehmen die meisten europäischen Länder nicht genug, um mehr Windkraft zu bauen", so der Verband. In diesem Jahr sollen fünf deutsche Onshore-Windkraftanlagen gebaut werden - fast dreimal so viel wie in den vergangenen fünf Jahren. "Dies liegt vor allem daran, dass Deutschland als erstes Land die hervorragenden neuen EU-Genehmigungsvorschriften konsequent umgesetzt hat", so der Verband weiter.

Schlechte Genehmigungspraxis in Europa

Im Rest Europas hingegen schneide die Genehmigungspraxis deutlich schlechter ab. Keines der 26 weiteren EU-Länder genehmigt laut WindEurope neue Windparks innerhalb der Frist von 24 Monaten. "In vielen Ländern verschlechtert sich die Genehmigungspraxis sogar. Und mit der Einführung sogenannter Förderzonen für Erneuerbare Energien sorgen einige Länder eher für Verwirrung als für Vereinfachung", hieß es.

Probleme beim Ausbau seien etwa ein geringes Tempo bei der Elektrifizierung, Engpässe im Stromnetz sowie anhaltende Genehmigungsprobleme. Einschränkungen bei der Netz- und Hafenkapazität und der Verfügbarkeit von Schiffen behinderten den Ausbau der Offshore-Windenergie.

Europäische Windkraft muss ausgebaut werden

WindEurope rechnet damit, dass die EU bis 2030 über eine installierte Windkraftkapazität von 344 Gigawatt verfügen wird. Bis 2030 sollen Erneuerbare Energien 42,5 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs in der EU ausmachen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss unter anderem Windkraft deutlich ausgebaut werden - laut WindEurope muss sie dafür 425 Gigawatt Kapazität bieten.

"Wir gehen davon aus, dass sich der starke Ausbau auch über 2030 hinaus fortsetzen wird", so der Verband. Die Regierungen müssten jedoch der Elektrifizierung der Industrie, dem Ausbau und der Modernisierung der Stromnetze, Investitionen in die Hafeninfrastruktur und der vollständigen Umsetzung der neuen Genehmigungsvorschriften der EU Vorrang einräumen.

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