Aufgrund einer großen freiwilligen Bereitschaft könnte die geplante Aufstockung der Bundeswehr auch ohne Wehrpflicht erreichbar sein. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Mittwoch veröffentlichte Studie der Universität Hamburg. Für diese wurden im Juli 2279 Menschen im Alter von 18 bis 70 repräsentativ befragt. Knapp 30 Prozent davon lehnen demnach jede Form einer Wehrpflicht ab.
Unter den verschiedenen vorgeschlagenen Modellen findet mit 42 Prozent jenes die größte Zustimmung, das für Männer und Frauen gleichermaßen einen einjährigen Dienst vorsieht; bei dem aber frei gewählt werden kann, ob dieser bei der Bundeswehr oder in sozialen Einrichtungen geleistet wird.
18 Prozent aller Befragten mit deutscher Staatsbürgerschaft, die bislang weder Militär- noch Zivildienst geleistet haben, bekunden Interesse an einem freiwilligen sechsmonatigen Grundwehrdienst. Bei den 18- bis 29-Jährigen ist der Anteil mit 19 Prozent sogar noch etwas höher.
Insgesamt wären zudem knapp 39 Prozent aller Befragten bereit, Deutschland aktiv mit der Waffe zu verteidigen. Bei den 18- bis 29-Jährigen sind es etwa 30 Prozent. 14 Prozent der Männer dieser Generation, die noch keinen Wehrdienst geleistet haben, äußern dabei sowohl eine Verteidigungsbereitschaft als auch Interesse an einer sechsmonatigen militärischen Grundausbildung. Bei jungen Frauen sind es sechs Prozent.
Derzeit dienen etwa 182.000 Soldaten in der Bundeswehr. Um die Verpflichtungen gegenüber der Nato zu erfüllen, wird eine Aufstockung auf rund 260.000 aktive Kräfte angestrebt.
„Rechnen wir die Ergebnisse unserer Studie hoch und berücksichtigen wir dabei noch, dass etwa die Hälfte dieser Freiwilligen untauglich sein könnte, dann ergibt selbst eine konservative Schätzung, dass mindestens 175.000 junge Männer und 70.000 Frauen im Alter von 18 bis 29 Jahren in der Bevölkerung zu finden sind, die für einen Dienst in der Bundeswehr auf freiwilliger Basis gewonnen werden könnten“, kommentierte der Hamburger Kriminologe und Studienleiter Peter Wetzels.
„Über ein freiwilliges Modell ließe sich also – sofern es hinreichend attraktiv gestaltet wird – auch ohne Zwang eine erhebliche Verstärkung der Bundeswehr mit geeigneten jungen Erwachsenen erreichen.“ Zumindest empirisch bestehe daher keine Notwendigkeit zur Wiedereinführung einer Wehrpflicht, betonte Wetzels.
Die Studie der Universität Hamburg ist aus einem von der Bundesregierung geförderten Forschungsverbund heraus entstanden.
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