• Jeder Zweite sieht die Politik in der Pflicht, um Abhängigkeiten zu reduzieren.
  • Breite Zustimmung für eigene Enwicklung von Computerchips und Batterien.
  • Verbrennerautos werden von den Befragten weiterhin als sinnvoll eingestuft.

In der Lieferkette für Halbleiter ist die deutsche Automobilindustrie abhängig von China. Ohne Importe läuft wenig in der Produktion. Das wird von der MDRfragt-Gemeinschaft überwiegend kritisch gesehen. 72 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, die Lieferketten der Autoindustrie unabhängiger zu gestalten, indem mehr Länder einbezogen werden. Dabei werden auch höhere Preise in Kauf genommen.

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Die höchste Zustimmung gibt es mit 79 Prozent bei den Befragten in Thüringen. Ralf (64) aus Erfurt meint: "Es ist an der Zeit, endlich umzudenken und die einseitigen Abhängigkeiten endlich zu beseitigen. Eine Firma muss nicht alles von Anfang bis Ende herstellen, aber solide Möglichkeiten für Rückfallpositionen suchen (…). Die Globalisierung zeigt nun auch ihre Schattenseiten."

Die Globalisierung zeigt nun auch ihre Schattenseiten.

MDRfragt-Mitglied Ralf (64) aus Erfurt

Marion (62) aus Weimar schreibt: "Ich finde es schrecklich, dass wir uns in allem so abhängig von China gemacht haben, nur um alles billiger zu bekommen." Mit Blick auf die vergangenen Jahre zeigt sich Andreas (64) aus dem Landkreis Görlitz enttäuscht: "An der Wirtschaftspolitik hat sich weder durch die Corona-Erfahrungen, aber auch durch die neue Regierung nichts Wesentliches geändert. (...) Deutschland ist abhängiger denn je und bekommt allein nicht mehr viel auf die Reihe."

Jeder Zweite befürwortet politisches Eingreifen

Fast jeder Zweite will, dass der Staat eingreift, um Abhängigkeiten zu reduzieren. Besonders stark ist der Wunsch unter jüngeren Befragten bis 29 Jahre und unter Frauen. Sie fordern politische Weichenstellungen tendenziell häufiger.

Elisa (40) aus Suhl meint: "Politik ist da, um zu lenken. Von alleine geht die Wirtschaft immer den Weg der Kostenersparnis, was dann dazu führt, dass die billigsten Chips gekauft werden (...)." Ähnlich sieht es Gabriele (68) aus dem Vogtlandkreis: "Ohne Eingriff werden die Unternehmen an ihrer Zulieferstrategie nichts ändern. Für sie zählt nur der Profit."

Von alleine geht die Wirtschaft immer den Weg der Kostenersparnis.

MDRfragt-Mitglied Elisa (40) aus Suhl

Michael (47) aus Leipzig macht einen konkreten Vorschlag zur Regulierung: "Ich wünsche mir, dass Unternehmen zu einer gewissen Mindestlagerhaltung an nötigen Komponenten verpflichtet werden. Das kostet dann ein wenig Geld, ergibt aber in diesen Zeiten jede Menge Sinn. Wer das nicht tut, wird nicht gleich bestraft oder so – aber kann auch für eine gewisse Zeit keine Kurzarbeitsregelung für seine Beschäftigten in Anspruch nehmen."

Ich würde mir Vorschriften dazu wünschen, was in einem Auto verbaut werden darf und was nicht.

MDRfragt-Mitglied Mirjam (29) aus dem Vogtlandkreis

Von Mirjam (29) aus dem Vogtlandkreis kommt folgende Idee: "Ich würde mir Vorschriften dazu wünschen, was in einem Auto verbaut werden darf und was nicht, um die Anzahl der verbauten Steuereinheiten und damit den Chipbedarf zu verringern. Warum werden Autos z.B. in Smartphones verwandelt, mit denen ich Filme schauen, Spiele spielen und weitere Apps installieren kann, während die Bedienung des Fahrerinformationssystems und des Multimediasystem ein Studium voraussetzt? Warum gibt es in Zeiten des Klimawandels und knapper werdenden Ressourcen keine Gesetzgebung, die kleine sparsame Autos pusht und große SUVs abstraft?"

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Sollte die deutsche Autobranche Halbleiter selbst entwickeln?

Viel Zustimmung gibt es für die eigene Entwicklung von Computerchips. 82 Prozent fordern, dass in dem Bereich investiert wird. 72 Prozent drängen auf eigene Batteriefertigung. Dazu Barbara (72) aus dem Landkreis Stendal: "Ich bin der Meinung, wir sollten in Deutschland wieder mehr selbst produzieren und nicht ins Ausland gehen, weil die Arbeitskräfte billiger sind." Außerdem: Jeder Dritte findet es genau richtig, dass die EU vorschreibt, dass bis 2030 mindestens ein Viertel der wichtigen Rohstoffe aus Recycling stammen soll.

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Verbrenner weiterhin als sinnvoll eingestuft

63 Prozent der MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer sehen den klassischen Verbrennungsmotor weiterhin als sinnvolle Zukunftstechnologie. In Sachsen ist die Zustimmung am höchsten mit 66 Prozent. Zur Begründung schreibt Andreas (65) aus dem Landkreis Bautzen: "Bei den Verbrennerfahrzeugen ist alles im grünen Bereich, warum soll dann auf Biegen und Brechen etwas Neues auf den Markt was noch nicht komplett durchdacht und ausgereift ist?" Heike (59) aus dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge kommentiert: "Es muss nach wie vor Verbrennerautos geben, neben E-Autos. Die Technologien für Verbrenner entwickeln sich doch auch positiv weiter. Warum wird das so verteufelt?"

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Die Technologien für Verbrenner entwickeln sich doch auch positiv weiter. Warum wird das so verteufelt?

MDRfragt-Mitglied Heike (59) aus dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge

Elektroautos finden 41 Prozent der Befragten wichtig. Aber unter den männlichen Befragten fällt die Zustimmung für Elektroautos deutlich höher aus (49 Prozent) als bei den Teilnehmerinnen (33 Prozent). Die Meinung von Stefanie (38) aus dem Landkreis Meißen: "Elektromobilität ist die Zukunft. Alles andere, was man über E-fuels und Co aufgetischt bekommt, sind Märchen. Und warum sollte man beim 'heiligen Auto' immer noch auf eine ineffiziente total veraltete Technologie setzen. In anderen Sachen wie Handy oder Fernseher muss es doch auch immer die neuste und beste Technologie sein. Die Panikmache mit der Reichweitenangst ist einfach nur dumm." Jana (46) aus Dresden kritisiert: „Die Autoindustrie hat sich zu sehr auf Elektroautos versteift, am Wasserstoff wurde kaum geforscht. Man hört immer wieder die Kritik, dass es kaum oder keine Kleinwagen als Elektroautos mehr gibt. Außerdem muss man ein Elektroauto auch bezahlen können.“

Über diese Befragung

Die Befragung: "Autoindustrie in Deutschland - Wie rollt es wieder?" lief vom 29.10. bis 03.11.2025. Insgesamt haben 18.361 Menschen aus Sachsen (9.524), Sachsen-Anhalt (4.366) und Thüringen (4.471) mitgemacht.

Bei MDRfragt können sich alle anmelden und beteiligen, die mindestens 16 Jahre alt sind und in Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Thüringen wohnen, denn: Wir wollen die Vielfalt der Argumente kennenlernen und abbilden. Die Kommentare der Befragten erlauben, die Gründe für die jeweiligen Positionen und das Meinungsspektrum sichtbar zu machen.

Da sich jede und jeder beteiligen kann, der möchte, sind die Ergebnisse von MDRfragt nicht repräsentativ. Die Ergebnisse von MDRfragt werden nach bewährten wissenschaftlichen Kriterien und Methoden anhand verschiedener soziodemografischer Merkmale wie Alter, Geschlecht oder Bildungsgrad gewichtet, um sie an die tatsächliche Verteilung in der mitteldeutschen Bevölkerung anzupassen.

Damit wird die Aussagekraft der Ergebnisse erhöht und es ergibt sich ein valides und einordnendes Stimmungsbild aus Mitteldeutschland. MDRfragt wissenschaftlich beraten und begleitet. Dabei geht es um die Weiterentwicklung des Angebotes ebenso wie über die Überprüfung der Aussagekraft, beispielsweise durch regelmäßige Validitätstests.

Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.

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