Bei einer Podiumsdiskussion auf dem Halifax International Security Forum in Kanada hat der frühere Schachweltmeister und Kreml-Kritiker Garri Kasparow den von US-Präsident Donald Trump vorgelegten Friedensplan für die Ukraine scharf attackiert und die Nato insgesamt infrage gestellt. Der Plan sei „das Beste, was Putin sich erhoffen kann“, sagte der 62-Jährige. „Es geht nicht darum, wie viele Waffen und Munition ihr habt. Es geht darum, ob ihr bereit seid, zu kämpfen und zu sterben.“

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Auslöser war die Frage einer Zuschauerin, was Kasparow von dem „Deal“ halte, den Trumps Team für die Ukraine vorgeschlagen habe. „Wie können wir ernsthaft über einen Deal diskutieren, der von Trumps Geschäftspartner gemacht wurde?“, fragte er. „Es ist ein Immobiliengeschäft, um Trumps Familie zu bereichern und die Ukraine zu verkaufen. Und das ist es.“ Besonders kritisierte er die Überlegung, Kiew könne seine Verteidigungsanlagen aufgeben: „Wie können wir ernsthaft darüber diskutieren, dass die Ukraine Befestigungen aufgeben soll, die Europa schützen?“

Der von Washington vorgelegte, 28 Punkte umfassende Plan verlangt weitreichende Zugeständnisse Kiews an Moskau und wird in Europa teils als „russische Wunschliste“ gesehen. Europäer und Ukrainer verhandeln derzeit mit der US-Regierung über eine abgeschwächte Fassung, die die Ukraine stärker absichern soll.

Moskau bestätigte inzwischen einen bevorstehenden Besuch von Trumps Sondergesandtem Steve Witkoff in der russischen Hauptstadt. Ein veröffentlichtes Gespräch Witkoffs mit Putins außenpolitischem Berater Juri Uschakow hat die Unabhängigkeit des Gesandten zuletzt in Zweifel gezogen.

Kasparow richtete seine Kritik in Halifax auch direkt an das Verteidigungsbündnis. „Wir feiern die Nato. Die Nato ist nicht stark. Die Nato existiert nicht. Sie ist ein Fake, es sind nur vier Buchstaben: N A T O“, sagte er. Der einzige Grund, warum das Publikum dort sitzen und feiern könne, sei, „dass die Ukraine jede Minute stirbt“. Ohne die ukrainische Gegenwehr, so Kasparow, „wären russische Panzer bereits in Polen“.

Der frühere Weltmeister warf dem Bündnis vor, seinen Kernauftrag aus den Augen verloren zu haben. „Die Nato wurde gegründet, um nur einen Krieg zu führen – nicht nach Afghanistan zu gehen, nicht nach Syrien zu gehen. Einen Krieg: das freie Europa vor russischer Aggression zu retten.“ Die Ukraine sei „das einzige Land, das diesen Krieg führt“. Dennoch werde „immer noch diskutiert, ob wir sie aufnehmen sollen oder nicht“. Die Ukraine sei „das einzige Land, das den Zweck der Nato erfüllt. Wir verdanken ihnen alles“. Seit vier Jahren kämpfe das Land „für ganz Europa“.

Zugleich warnte er, Putin beobachte genau, wie im Westen weiter gezögert werde, während Russland bereits Unterstützung aus Nordkorea, Kuba und von afrikanischen Freiwilligen erhalte. „Wir haben alles – militärische, politische, wirtschaftliche Macht – auf unserer Seite, und wir verlieren immer noch den Krieg“, sagte Kasparow. Sollte die Ukraine zu einem solchen Deal gezwungen werden, werde Putin seinen Traum von der Wiederherstellung eines Imperiums verwirklichen: „Und dann, Leute, seid ihr die Nächsten. Aber ihr seid nicht bereit zu kämpfen.“

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