NRW-Innenminister Herbert Reul hat das Lagebild zur Clankriminalität an Rhein und Ruhr vorgestellt. Man sei bei der Bekämpfung dieser Art der Kriminalität in NRW auf einem guten Weg, habe aber noch viel Arbeit vor sich, so der CDU-Politiker. „Wir werden dafür sorgen, dass es diesen Menschen ungemütlich wird“, sagte Reul. Es sei „unstrittig“, dass man „intensiv“ an diesem Thema arbeite. Nordrhein-Westfalen gilt neben etwa Berlin und Bremen als ein Hotspot der sogenannten Clankriminalität.

Seit 2018 habe man „fast 4300 Kontrollen“ durchgeführt, teils in Zusammenarbeit mit anderen Behörden. In dieser Zeit habe man „an mehr als 10.700 Türen geklopft“, etwa bei Shishabars oder Spielhallen. Man habe zudem „über 5600 Strafanzeigen geschrieben und mehr als 20.000 Verwarngelder erhoben“. Man habe „etwa 23 Millionen Euro vorläufig sichern“ können.

In Bezug auf das vergangene Jahr sagte Reul: „Insgesamt sind die Straftaten zurückgegangen, um etwa vier Prozent.“ Das lasse sich aber „schnell erklären“ durch die veränderte Cannabis-Gesetzgebung, durch die frühere Delikte nicht mehr erfasst würden.

2024 habe man etwa 4300 Tatverdächtige ermittelt. Es gebe 190 Mehrfachtatverdächtige, die also fünf oder mehr Straftaten in einem Jahr begangen haben. 23,3 Prozent aller Straftaten im Bereich Clan-Kriminalität gingen „auf den Deckel dieser wenigen Mehrfachtatverdächtigen“. Das bedeute: „Einige Wenige machen viele Probleme.“

Man habe auch „mehr als 1700 Barber-Shops, Shishabars, Wettbüros, Spielhallen“ kontrolliert, so Reul. Rund 6700 Straftaten seien erfasst worden, die im Clan-Milieu verortet würden. Die Delikte würden sich vor allem auf das Ruhrgebiet konzentrieren, dort auf Essen, Recklinghausen, Bochum und Gelsenkirchen. Etwa 30 Prozent der Delikte seien Rohheitsdelikte wie Raub oder schwere Körperverletzung.

„Das Problem ist nicht gelöst, damit da keine falschen Meldungen aufkommen“

Man habe 118 Familiennamen auf dem Schirm, das seien „genauso viele wie 2023“. Man prüfe allerdings „fortlaufend, welche Namen wir auf dem Schirm haben müssen und welche nicht“. So seien zwar vier Familiennamen dazugekommen, aber auch vier von der Liste gestrichen worden. Das zeige, dass man ein „flexibles, atmendes System“ habe, „wo wir auch Veränderungen haben“.

2024 habe es weniger sogenannte Tumultlagen gegeben, nämlich genau eine – dabei habe es sich um den Angriff auf medizinisches Personal in einem Essener Krankenhaus nach dem Tod eines Patienten gehandelt, bei dem vier Krankenhaus-Mitarbeiter verletzt wurden. 2019 seien es noch zwölf solcher Tumultlagen mit Clan-Bezug gewesen. Man dränge kriminelle Clan-Angehörige also „von der Straße“, so Reul.

Man biete zudem Hilfe an, falls jemand „rauswill“ aus Clan-Strukturen – auch das gehöre zur mehrdimensionalen Strategie. „Fast 1600“ junge Menschen hätten nach Erkenntnissen der Behörden über entsprechende Programme „nachhaltig die Kurve gekriegt“.

Zusammenfassend sagte Reul: „Das Problem ist nicht gelöst, damit da keine falschen Meldungen aufkommen.“ Aber: „Es ist ein wichtiger Schritt, den wir in den Jahren erreicht haben“. Hinter dieser Arbeit stecke „wahnsinnig viel Aufwand“. Man könne derartige Themen „nicht mit einem flotten Spruch oder einer Einmalaktion“ angehen, sondern es brauche Ausdauer.

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