Im Zollstreit zwischen der EU und den USA drängt die Zeit. US-Präsident Trump droht mit hohen Zöllen auf europäische Waren, die ohne Einigung schon ab August gelten sollen. Brüssel will nicht eskalieren, hat aber einen Plan für Gegenzölle in der Schublade. Nun scheint sich die Lage zu entspannen.

Die USA und die EU nähern sich einem Medienbericht zufolge einem Abkommen über US-Zölle von 15 Prozent an. Die EU könnte den sogenannten reziproken Abgaben zustimmen, um eine von Präsident Donald Trump angedrohte Anhebung auf 30 Prozent ab dem 1. August zu vermeiden, berichtete die "Financial Times" (FT) unter Berufung auf mit dem Vorgang vertraute Personen. Zölle für einige Produkte wie Flugzeuge, Spirituosen und medizinische Geräte sollen dem Bericht zufolge entfallen. Zwei EU-Diplomaten bestätigten eine Annäherung. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz rechnet mit "Entscheidungen" im Handelskonflikt mit den USA.

Der Zollsatz von 15 Prozent könne den Angaben der Insider zufolge auch für Autos gelten. Stellungnahmen der EU und der Regierung in Washington lagen bisher nicht vor. Zuvor hatte US-Finanzminister Scott Bessent von "guten Fortschritten" gesprochen. Die Verhandlungen liefen besser als zuvor, sagte er dem Sender Bloomberg anlässlich einer neuen Verhandlungsrunde zwischen EU-Handelskommissar Maros Sefcovic und US-Handelsminister Howard Lutnick.

Eine ähnliche Vereinbarung haben zuletzt die USA und Japan getroffen. Die jüngste Vergangenheit habe allerdings zu oft gezeigt, dass der Teufel im Detail stecke, merkte Marktexperte Andreas Lipkow an. So hätten die Japaner ganz dezidiert auf den Automobilsektor gedrungen. Ob das auch bei dem Handelsabkommen zwischen den USA und Europa funktionieren werde, stehe auf einem anderen Blatt.

Ab August sollen US-Zölle von 30 Prozent auf europäische Waren fällig werden. Trump hatte die Frist für Verhandlungen Anfang Juli bis dahin aufgeschoben. Ungeachtet der Fortschritte bereite die EU jedoch für den Fall eines Scheiterns der Verhandlungen weiter ein Paket mit Vergeltungszöllen im Volumen von 93 Milliarden Euro vor, berichtete die "FT" weiter. Diese könnten verhängt werden, sollten beide Seiten bis zur von Präsident Donald Trump gesetzten Frist am 1. August keine Einigung erzielen.

Trump hatte Anfang April einen Zollkonflikt mit Handelspartnern in aller Welt entfacht. Er kündigte hohe Importaufschläge für die EU und zahlreiche Länder an, senkte diese dann aber auf zehn Prozent, um Verhandlungen zu führen. Ausgenommen sind bislang Medikamente und Pharmaprodukte. Für Autos gilt ein erhöhter Zollsatz von 25 Prozent, für Stahl- und Aluminiumprodukte werden Aufschläge von 50 Prozent fällig.

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